In guter Nachbarschaft #41 mit Lara Rüter, u.a.
Zu Gast in der Lesereihe In guter Nachbarschaft ist die Lyrikerin Lara Rüter, die ihren Gedichtband amoretten in netzen (Wunderhorn, 2024) sowie neue Texte vorstellen wird.
Amoretten flattern auf Lichtpunkte zu, leicht bekleidet und Honig schleckend. Ihr Ziel: Verlieben machen. Als Gallionsfiguren der Liebe sind sie vielgestaltig: Zierde, Wagnis, Personifikation von Hoffnung. Zugleich bergen ihre Pfeile Gefahr durch Ablenkung, Täuschung, Manipulation. Im Spannungsfeld von Sehnsucht und Zerstörung bahnen sie Schneisen durch Wissen und Nichtwissen.
Die Gedichte verfangen sich in einem Geflecht aus antiken Mythen, menschlicher Anatomie, Archäologie und Popkultur. Sie bewegen sich nah am Körper entlang, umspielen Hirnhäute, dehnen sie zu Sprachräumen, in denen über Herkunft und Bewusstseinsbildung nachgedacht wird. Ovids Metamorphosen treffen auf Sappho, Genetikforschung und Botticellis Venus. Mit Bezugnahme auf klassische Gedichtformen wie Sonette und Terzette, gebrochen und neu arrangiert, aber auch in einem lyrischen Lexikon, hinterfragen sie den Musenbegriff aus heutiger Perspektive, modifizieren Zuschreibungen über Frauen und die Natur, verdrehen den male gaze und female gaze der Kunstgeschichte, verrücken und erobern sich Grenzen und Begriffe aus weiblicher Perspektive. Dabei wird sowohl klassisch philosophischen Fragen über das Menschsein nachgegangen als auch gegenwärtigen Themen wie Klimawandel, Feminismus und neuen digitalen Sprechformen.
„Lara Rüters erster Gedichtband „amoretten in netzen“ strotzt vor poetischer Energie.“ (FAZ)
Die Musik für den Abend steuert Tommy Neuwirth bzw. „Das weltweite Netzwerk für ein bedingungsloses Grundeinkommen“ bei.
»Das weltweite Netzwerk für ein bedingungsloses Grundeinkommen« ist der bescheidene Name des Musikarbeiters und Medienkünstlers Tommy Neuwirth, der ganz alleine mit den Tönen und ihrer Herkunft jongliert, dass einem das taube Dahinhören vergeht und die Ohren des Publikums ihre vielfältigen Verbindungen zu verschiedensten Hirnregionen, zu den Lachmuskeln, den Tränensäcken und den Tanzbeinen entdecken.
Zudem stellen zwei Thüringer Nachwuchsautor*innen eigene Texte vor im Rahmen unserer Offenen Bühne.
Lara Rüter wurde 1990 in Hannover geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie war Preisträgerin für Lyrik beim 26. Open Mike. 2020 erhielt sie den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, 2021 den Wolfgang-Weihrauch Förderpreis beim Literarischen März. Sie lebt in Leipzig.
Tommy Neuwirth, geboren in Sachsen-Anhalt, ist Performer, Videograph und Theater- und Radiomusiker. Von 2004 – 2008 machte er eine Lehre zum Veranstaltungstechniker am Theaterhaus Jena. Er studierte Mediengestaltung/-kunst an der Bauhaus-Universität Weimar, welches er 2019 abschloss. Seit 2013 gibt er performative Konzerte unter dem Namen «Das weltweite Netzwerk für ein bedingungsloses Grundeinkommen», u.a. Fusion Festival; Nachtdigital Festival; Roter Salon, Volksbühne Berlin. 2021 war er Stipendiat der Kulturstiftung Thüringen im Bereich Bildende Kunst.
Die unabhängige und sagenumwobene Lesereihe IN GUTER NACHBARSCHAFT gehört zum festen Bestandteil der Thüringer Literaturszene. Sie vereint seit 2014 neue Lyrik und Prosa mit aktueller Musik. Auch Drama kommt vor. Über zahlreiche selbst organisierte Veranstaltungen hinaus wird die Lesereihe im gesamten Freistaat als Partnerin für anspruchsvolle, überraschende und unterhaltsame Literaturveranstaltungen außerordentlich geschätzt.
IN GUTER NACHBARSCHAFT ist ein Projekt der Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und wird gefördert durch die Staatskanzlei des Freistaats Thüringen. Außerdem ist sie Teil der Unabhängige Lesereihen.